Künstliche Intelligenz: Wo steht Europa? FEEI-Digitalisierungsakademie gibt Ausblick und Status Quo zu KI in Europa Am Montag, den 14.10.2019 fand der Auftakt zur neuen „Digitalisierungsakademie” des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) zum Thema „Künstliche Intelligenz: Der Europäische Weg“ statt. Dabei sprachen Dr. Manfred Müllner, stellvertretender Geschäftsführer des FEEI, Prof. Andreas Kugi, Technische Universität Wien sowie Dr. Kurt Hofstädter von Siemens Österreich über den Status Quo von Künstlicher Intelligenz in Europa in der Forschung und der Industrie und gaben einen Ausblick zur Entwicklung der wichtigen Zukunftstechnologie. Investitionen in Künstliche Intelligenz sind Investitionen in Europas Zukunft Künstliche Intelligenz ist die Zukunftstechnologie für den Wirtschaftsstandort Österreich und Europa. Ihr Wertschöpfungspotential in Österreich beläuft sich auf eine Wachstumsrate von drei Prozent des BIP bis 2035 durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) (im Vergleich: nur 1,4 Prozent wenn man KI nicht einsetzen würde) (Accenture (2019): Mission mit Vision - Wie Österreich seine Zukunft mit künstlicher Intelligenz gestaltet). Durch die richtige Anwendung kann die Technologie bei der Bewältigung vieler gesellschaftlicher Herausforderungen wie etwa dem globalen Klimawandel behilflich sein. Vorreiter im Bereich der Künstlichen Intelligenz scheinen dabei China und die USA zu sein, die aber in erster Linie im Bereich B2C aktiv sind. „Die USA und China sammeln bereits große Datenmengen und investieren sehr viel Geld um Fortschritte zu erzielen. Um im globalen Wettbewerb den Anschluss nicht zu verlieren, fordert der FEEI seit längerem die Entwicklung einer österreichischen und europäischen KI-Strategie. Für Europa ist es möglich eine führende Position bei KI-Anwendungen im Industriesektor und im B2B-Bereich einzunehmen. Europa wird dies jedoch auf einem eigenen Weg bewerkstelligen müssen, der sich in Bezug auf die Datensammlung und –verarbeitung von jenen der USA und Chinas unterscheidet“, so Manfred Müllner, stellvertretender Geschäftsführer des FEEI. Der treibende Enabler für die Entwicklung und Implementierung von KI Technologien ist dabei die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie, denn ohne elektronische Komponenten ist Digitalisierung nicht möglich. Rahmenbedingungen für starken Wirtschaftsstandort entscheidend Der Wirtschaftsstandort Österreich muss auch in neuen Zukunftsfeldern wie Künstlicher Intelligenz Stärke beweisen, um für Industrieinvestitionen attraktiv zu sein und traditionelle Stärkefelder zu halten. Immer größere Datenmengen, steigende Rechenleistungen und intelligente Algorithmen bergen enorme Fortschritte, während damit aber auch Sicherheits- und Privacyaspekte in den Fokus rücken. Für einen attraktiven KI-Sektor sind ambitionierte Förderungen im Bereich F&E notwendig. Es braucht dringend direkte Forschungsförderung angewandter F&E durch nationale Mittel sowie die Nutzung europäischer Finanzierungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Horizon 2020/Horizon Europe. Anwendungsorientierte Forschungseinrichtungen wie Silicon Austria Labs spielen hier ebenso eine große Rolle um Unternehmen bei der Marktüberleitung von in Österreich entwickelten Technologien zu unterstützen. Forschungseinrichtungen als auch Unternehmen benötigen zudem rasch und unbürokratisch Zugang zu modernen, öffentlichen Forschungsinfrastrukturen – von Teststrecken für autonomes Fahren bis hin zu Pilotfabriken von modernen, vernetzten Fabriken. Die digitale Transformation benötigt darüber hinaus noch stärker gut ausgebildete Fachkräfte. Mittelfristig sollte die Zahl der MINT-Absolvierten in Österreich um +20% steigen (das heißt +5.000 Graduierte zu aktuell 25.000 jährlich). Dazu muss die „Zukunftsoffensive MINT-Fachkräfte“ der Bundesregierung zügig umgesetzt und Bildungsplätze ausgebaut werden.  Europas Chance besteht in der Verknüpfung von Wissen um Anwendungen Bei der Frage, wo nun die Stärke Europas hinsichtlich Künstlicher Intelligenz liegt bzw. liegen wird, müsse man sich jene Felder vor Augen führen, in den Europa traditionell eine führende Position inne hat. „In Europa haben wir heute die große Chance eine Führungsposition in Sachen Künstlicher Intelligenz zu entwickeln, indem wir spezifisches Wissen, also sogenanntes Domänenwissen, mit Künstlicher Intelligenz verknüpfen“, so Andreas Kugi von der TU Wien. Denn es reiche nicht nur, große Datenmengen zu sammeln, entscheidend ist die Einordnung und Interpretation dieser Daten. Nur so erhalten diese Daten auch einen Wert den man sich für industrielle Anwendungen zu Nutze machen kann. Dazu muss sich aber nicht nur die Datenqualität sondern auch die Zuverlässigkeit und die Robustheit der Systeme verbessern. Die Grundlage dessen sind jedoch gut ausgebildete Menschen, die mit KI-Anwendungen umgehen können. Laut Kugi muss sich in Zukunft vor allem eines ändern: „Wir benötigen viel mehr gut ausgebildetes Fachpersonal in den Unternehmen, aber auch im Hochschulbereich. Wir haben aktuell in Sachen KI erheblich mehr Forschungsanfragen als wir Personal dafür zur Verfügung stellen können. Hier geht sehr viel Potential für anwendungsbasierte Spitzenforschung verloren“, warnt Kugi. Denn überall dort wo Daten zur Verfügung stehen, kann KI potentiell eingesetzt werden. Und täglich kommen neue Bereich hinzu. Die Qualität der Digitalisierung macht es aus Laut Kurt Hofstädter, Leiter Digital Strategy bei Siemens Österreich, beginnt die Digitalisierung nicht erst jetzt, hinter uns liegen bereits mindestens 40 Jahre Digitalisierung in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Aber jetzt geht es darum, dass wir uns durch die Digitalisierung bestimmter Bereiche einen entscheidenden Vorteil erarbeiten können. Die Digitalisierung ist heute ein essentieller Bestandteil im Wettbewerb um die technisch besten Lösungen. Die Geschwindigkeit der Datensammlung und –verarbeitung und die Vielfalt der Daten die wir heute zur Verfügung haben, hat sich geändert. Ein Instrument um in diesem Wettbewerb zu bestehen ist der Einsatz von KI um Fehler in industriellen Anwendungen zu erkennen oder diese zu beschleunigen. Wichtig ist auch, dass das Wissen um KI das es schon gibt, österreichweit miteinander verknüpft wird. „Im Gegensatz zu beispielsweise Amerika das ein Dienstleistungsland ist, sind wir seit jeher in Europa auf den Bereich der Fertigung von Produkten spezialisiert und haben uns über die Jahrzehnte im Vergleich zu Amerika und Teilen Asiens große Vorteile erarbeitet. Diesen Bereich müssen wir nun mit qualitativer Digitalisierung sozusagen ‘aufpeppen‘. Dem zugrunde liegt eine Datenstrategie, denn als Unternehmen muss ich wissen, welche Daten ich brauche und wie ich sie interpretiere.“, erklärt Hofstädter weiter. Er appelliert zudem, dass sich Klein- und Mittelbetriebe heute damit auseinandersetzen müssen, wie sie mit KI umgehen und wo sie diese einsetzen. Österreichs Unternehmen brauchen heute eine KI-Strategie damit sie in 10 Jahren wettbewerbsfähig sein werden und keine Nachteile für sie entstehen. Über den FEEI Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie vertritt in Österreich die Interessen des zweitgrößten Industriezweigs mit rund 300 Unternehmen, rund 67.000 Beschäftigten und einem Produktionswert von 18,83 Milliarden Euro (Stand 2018). Gemeinsam mit seinen Netzwerkpartnern – dazu gehören u. a. die Fachhochschule Technikum Wien, UFH, die Plattform Industrie 4.0, Forum Mobilkommunikation (FMK), der Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber (VAT) und der Verband der Bahnindustrie – ist es das oberste Ziel des FEEI, die Position der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie im weltweit geführten Standortwettbewerb zu stärken. www.feei.at  Über die FEEI Digitalisierungsakademie Die Digitalisierungsakademie ist eine Veranstaltungsreihe des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI). Die Elektro- und Elektronikindustrie gilt mit ihren innovativen Schlüsseltechnologien als der treibende Enabler der Digitalisierung in Österreich. Bei der Digitalisierungsakademie klären Experten des FEEI Netzwerks sowie Vertreter aus Industrie und Wissenschaft fundiert zu den vielfältigen Themen und Herausforderungen der Digitalisierung auf.