FEEI fordert Einstufung der Elektro- und Elektronikindustrie als Schlüsselindustrie Politik braucht höheres Augenmerk auf Lösungen für systemkritische Infrastrukturen, da öffentliches Leben ohne funktionierender EEI rasch zum Erliegen kommt 2021: Kräftiges Umsatzplus, trotz massiver Herausforderungen Status Quo 2022: Gute Auftragslage, jedoch große Unsicherheiten und vielfach Einschränkung der Produktion EEI als Schlüssel zur Lösung der Klima- und Energiekrise am Beispiel intelligenter Gebäudetechnik   Wien, 08.09.2022: „2021 hat die Elektro- und Elektronikindustrie erneut ihre Standfestigkeit bewiesen. So konnte die EEI nicht nur ihre Produktion und den Umsatz steigern, sondern auch die Arbeitsplätze auf dem Vorkrisenniveau 2019 halten. Dies ist angesichts der Corona Pandemie, der damit verbundenen Lieferschwierigkeiten, sowie deutlicher Preissteigerungen bei Vorprodukten und Rohstoffen mehr als nur erfreulich“ so Obmann Wolfgang Hesoun im Rahmen der FEEI Jahrespresskonferenz des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie. EEI in Österreich: Kräftiges Plus von 2020 auf 2021 auf allen Ebenen Die EEI konnte 2021 ihre Produktion um beachtliche 14,9 % auf 19,73 Mrd. Euro gegenüber dem Jahr 2020 steigern. Auffallend dabei ist, dass alle Sparten ein Plus verzeichnen. On Top: Elektronische Bauelemente mit plus 27,4 %, Verteilungs- und Schalteinrichtungen mit plus 12,0 % und Motoren, Generatoren und Transformatoren mit einem Plus von 11,3 %. Auch der Dienstleistungsbereich der EEI erzielte ein deutliches Plus von 10,6 %. Die positive Entwicklung wirkt sich auch auf den Umsatz aus: Ein Zuwachs von über 28 % bei den Auftragseingängen generierte einen gesamten Branchenumsatz von über 22,7 Mrd. Euro oder plus 17,9 % gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt sichert die EEI in Österreich rund 70.000 Arbeitsplätze (68.640, 2021) und ist damit wieder auf dem Vorkrisen-Niveau 2019.   „Diese erfreuliche Entwicklung ist der EEI aber nicht in den Schoß gefallen“, betont Marion Mitsch, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie, „wir stellen tagtäglich mit Fleiß und Knowhow unter Beweis, dass wir auch in schwierigen Zeiten als Wirtschaftsmotor Österreichs funktionieren und daher unverzichtbar sind.“   Export plus 17,4% - Deutschland, USA und China sind die wichtigsten Exportmärkte Österreichs EEI exportierte 2021 Produkte und Dienstleistungen im Wert von gesamt 17,65 Mrd. Euro. Damit ist der Export gegenüber 2020 um 17,4 % gestiegen. Der Exportanteil am Gesamtumsatz der EEI betrug 84,2 %. Die drei wichtigsten Exportländer sind Deutschland (5,1 Mrd.), die USA (1,0 Mrd.) und China (890 Mio.), wobei die Exportquote in die USA mit einem Plus von 21,5 % überdurchschnittlich gestiegen ist.   Status Quo 2022: Positive Entwicklungen, dramatische Einschnitte Die positive Entwicklung des vergangenen Jahres spiegelt sich auch in der vom FEEI aktuell durchgeführten Blitzumfrage unter Unternehmen der EEI wider. So rechnen etwa zwei Drittel (63,1 %) aller Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern. Noch mehr (70,2 %) der befragten Unternehmen geben sogar an, dass die Umsätze auch 2022 weiter deutlich steigen werden.   Ganz anders stellt sich die Lage der erwarteten Energie- und Rohstoffpreise unter dem Eindruck der Gas- und Lieferkettenkrise dar. Knapp drei Viertel der Unternehmen (73,7 %) leiden unter den Lieferschwierigkeiten, noch mehr (76,3 %) geben an, dass die in deren Folge gestiegenen Rohstoffpreise eine starke bzw. sehr starke Belastung darstellen. Die Situation wird durch die Lieferkettenkrise, den Bauteilmangel und den prekär gewordenen Fachkräftemangel verschärft.   Die Konsequenzen der Krise sind dramatisch. Die Firmen versuchten aufgrund der Lieferengpässe und verknappter Rohstoffsituation die Lieferketten zu diversifizieren (21,3 %) und arbeiten an Krisenplänen. Von fast 15 % wird eine Einschränkung der Produktion in Erwägung gezogen.   „So sehr wir es uns alle wünschen würden, 2022 ebben die Herausforderungen nicht ab. Vielmehr gilt es heute – noch mehr als sonst – mit Bedacht und Weitsicht zu agieren, um eine Kostenflut oder nachhaltige Wettbewerbsnachteile am Weltmarkt zu verhindern. Die Auftragsbücher sind zwar voll, aber gestörte Lieferketten, unbestimmbar hohe Energiekosten und mangelnde Versorgungssicherheit für Energie, Rohstoffe und Basistechnologien schaden nicht nur der Industrie, sie können auch ungeahnte Auswirkungen auf das öffentliche Leben, die Güterversorgung, die öffentliche Sicherheit und somit auf jeden einzelnen haben“ so Hesoun weiter, der daher mit Nachdruck eine Berücksichtigung der Elektro- und Elektronikindustrie als Schlüsselindustrie im Energielenkungsgesetz (EnLG) und den Detailregelungen zur Strompreis-Kompensation im Unternehmens-Energiekostenzuschussgesetz fordert.   Gemäß EnLG hat die Verteilung von Gas nach dem Grad der Dringlichkeit, der Substituierbarkeit und den volkswirtschaftlichen Auswirkungen zu erfolgen. Die ungestörte Gütererzeugung wird als explizites Ziel von Energielenkungsmaßnahmen im Gesetz angeführt. Gas ist für zentrale Schritte in der Produktion von großen Unternehmen der EEI nicht substituierbar. Dennoch ist bis dato bei der Festlegung der Ausnahmen im Energielenkungsgesetz in der Stufe 3 der Gasverbrauchsreduktion die EEI nicht berücksichtigt worden.   Höheres Augenmerk der Politik auf systemkritische Infrastrukturen gefordert „Bei der EEI handelt es sich um eine Schlüsselindustrie für kritische Infrastrukturen. Nicht nur Telekommunikation und Stromversorgung, die von den Produkten der EEI direkt abhängig sind, sondern ausnahmslos jede Infrastruktur wäre von Produktionsengpässen der österreichischen EEI betroffen“, so Hesoun. „Ein Engpass an Ersatzteilen, etwa der Regeltechnik, könnte von heute auf morgen die Wasserversorgung einer ganzen Gemeinde lahmlegen. Man denke auch an Produkte der Medizintechnik, an Komponenten und Ersatzteile für die Gesundheitsversorgung. Auch der öffentliche und der Individualverkehr, kommen ohne einer produktiven EEI rasch zum Erliegen.“   Innerhalb von vier Monaten ist der Gaspreis auf mehr als das Vierfache angestiegen. Gegenüber dem Vorjahr sogar um mehr als das Zehnfache. Signifikantes Gassparen zur Kompensation ist in der EEI aber kurzfristig nahezu unmöglich. „Die EEI braucht unverzüglich einen verbindlichen, bundesweit gültigen Rechtsrahmen für einen freiwilligen Energieträgerwechsel. Die Voraussetzung dafür müssen unbürokratische Genehmigungen für den Umbau von Anlagen sein. Denn wer A sagt muss auch B sagen. Es kann von der Industrie nicht verlangt werden aus fossilen Energien auszusteigen und gleichzeitig keine realistische und zeitnahe Lösung vorzusehen “ macht Hesoun deutlich. Dies beinhalte auch vorübergehende, weitere Kosten für CO2-Zertifikate.   EEI als Schlüssel zur Lösung der Klima- und Energiekrise am Beispiel intelligenter Gebäudetechnik Der Ausbau und die Integration erneuerbarer Energie spielen eine zentrale Rolle in der Energieversorgung. Gleichzeitig müssen Maßnahmen gesetzt werden, die sowohl ressourcenschonend als auch effizienzsteigernd sind. Laut der kürzlich erschienenen Studie „CO2 Einsparungspotenziale im Gebäudebereich“ des AIT, die in Zusammenarbeit mit OVE, der Wirtschaftskammer und des FEEI durchgeführt wurde, ist der Gebäudesektor, einer der energieintensivsten und wachstumsstärksten Sektoren überhaupt. Allein im Jahr 2020 verursachte er rund 8 Mio. Tonnen CO2-Äquvivalent. Rund 60 % der vor 1990 errichteten Gebäude sind sanierungsbedürftig. Die Studie ergab ein enormes Einsparungspotenzial, das mit intelligenter Gebäudetechnik - hergestellt von Österreichs EEI - erreicht werden kann. Dabei spielt die energetische Gebäudesanierungen, unter Einsatz von Gebäudeautomation die Hauptrolle. Die CO2-Einsparung kann damit über 20 % betragen. Ausblick 2022: Ausstieg aus fossilen Energieträgern führt zu Auftragsplus   Aus der Perspektive der zweiten Jahreshälfte 2021 deuteten die wirtschaftlichen Entwicklungen auf ein rasches Aufholen der Sachgüterproduktion auf Vor-Corona-Niveau hin. Das veränderte Weltgeschehen, ausgelöst durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, hat die positive Ausgangslage sichtlich verschlechtert. Der FEEI geht zwar von einer guten Auftragslage für 2022 aus, sieht sich aber mit großen Unsicherheiten und Herausforderungen, wie Einschränkungen der Produktion, konfrontiert, die ohne tatkräftige Unterstützung der Politik und notwendige Rahmenbedingungen nicht zu meistern sind.